Donnerstag, 1. November 2018

polyamor?

der halloween-abend ist stimmungsmaessig eh schon ein bisschen im tief, nachdem ich dem kind erklaert habe, dass ich am naechsten tag nicht raus zu den grosseltern komme, wo er die ferien verbringt, da ich zwischendurch ja auch mal den grossen mann in berlin sehen will. woraufhin das kind dann traurig in meiner umarmung sagt "ach mama... wenn du und papa bloss noch zusammen waert..."

das, plus hardcore pms, ist schonmal zumindest unschoen.

der grosse mann hat heute ein date mit J., bei uns zu hause. ich versuche, nicht zu viel darueber nachzudenken. wie sich das ganze entwickeln wird. denn das, was die beiden jetzt schon verbindet, geht definitiv ueber den rahmen einer play-beziehung hinaus.
polyamory.
ein grosses wort (und ein beschissenes modewort). und so viel mehr als einfach nur fremdvoegeln.

ich goenne es den beiden von herzen, da sie sich scheinbar wirklich gut tun. weil sie ihm dinge geben kann, die ich ihm einfach nicht geben kann. und ich bin schliesslich absichtlich eine offene beziehung eingegangen, weil ich selber nicht monogam leben will und das auch eh nie geschafft habe.

trotzdem schleichen sich viele "was wenn"s ein. was, wenn er feststellt, dass ihm ihre aktive art eigentlich doch viel besser passt als meine passive? was, wenn bei uns durch den schnoeden alltag mit kind und unser naehe-distanz problem die leidenschaft fuereinander runterkocht - und das in der zweitbeziehung nicht passiert, weil diese komponente da einfach fehlt? das merke ich ja in der beziehung zu H., wo nach all den jahren die lust aufeinander ungebrochen ist. weil wir halt einfach keinen alltag teilen. (wobei mich mit H. zwar nach all den jahren eine tiefe zuneigung verbindet, ich zwischendurch natuerlich schon arg verknallt in ihn war - aber wir hatten ja nie eine wirkliche naehe zueinander, haben alles private immer bewusst ausgeklammert). was, wenn ich nicht stark genug bin? was, wenn ...

ich WEISS, dass all diese gedanken quatsch sind.
ich WEISS, dass es die scheiss hormone sind, die mir hier gerade einen streich spielen.
und ganz pragmatisch gesehen ist es super, diese situation jetzt zu haben, denn, sollte sich davon wirklich irgendwas bewahrheiten, dann doch bitte vor der hochzeit.

abstellen laesst sich die negative grundstimmung gerade trotzdem nicht ganz.

dann kommt eine textmessage von grossen mann.

"wir wünschen dir eine gute nacht".

in der message steht auch, dass er mich liebt und sich auf mich freut am naechsten tag. was mir aber ins herz faehrt, ist dieses eine wort.

wir

bäm. dort gibt es jetzt ein "wir". ein wir, bei dem ich aussen vor, das "du", bin. die daemme brechen, ich fluechte mich ins bad und heule los. leise, wie ich meine. leider scheinbar nicht leise genug.

ein zaghaftes klopfen an der tuer: "mama, warum weinst du??"

scheisse. das geht natuerlich gar nicht. ich schmeisse mir also etwas kaltes wasser ins gesicht, lasse das kind rein und erklaere ihm in einfachen worten, warum manche frauen einmal im monat scheisslaune haben und auch gern mal einfach so losheulen. "ja mama, irgendwas muss wirklich heut anders sein, sonst machst du NIE kalt wasser an sondern immer warm!", und da muss ich schon wieder schmunzeln, weil es so krass ist, was der alles mitbekommt, nehme ihn ganz fest in die arme und beruhige mich ein bisschen.

dann bringe ich das kind wieder ins bett, wuensche den beiden noch via textmessage eine gute nacht und schreibe meinem mann, dass ich ihn liebe. und dann gehe ich selbst ins bett und kuschele mich, in des grossen mannes t-shirt gewandet, in dessen kopfkissen. "wird schon werden", denke ich mir, bevor ich einschlafe. leben ist halt abenteuer und man muss sich drauf einlassen. und ich sollte mir dringend mal moenchspfeffer und johanniskraut besorgen.


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